Auch in schwierigen Lagen machen Handwerker alles möglich. So ließ sich die Kreishandwerkerschaft Forchheim auch vom Corona-Virus nicht davon abhalten, eine jahrhundertealte Tradition fortzusetzen. Die Freisprechung der Jung-Handwerker in der Stadthalle Ebermannstadt war die einzige in ganz Oberfranken. Zugleich wurden am „Tag des Handwerks“ auch die Preisträger des Schreiner-Wettbewerbs „Die Gute Form“ ausgezeichnet.

„In meine Sprechstunde kam ein verzweifelter Bürger. Ich sollte ihm einen Elektriker besorgen. So weit ist es schon gekommen“. Was die Ebermannstadter Bürgermeisterin Christiane Meyer vor wenigen Wochen erlebte, das könnte auf Grund rückläufiger Lehrlingszahlen bald zum Alltag werden. Handwerker sind gefragte Leute. Egal ob der Strom ausfällt, ein Wasserrohr bricht oder die Heizung streikt. Überall werden die Praktiker gebraucht. Deshalb macht sich Harald Sattler, Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken, auch keine Sorgen um die Zukunft der jungen Menschen, die gerade ihren Gesellenbrief erhalten haben. Sie werden in den Betrieben der Region sehnlichst erwartet. Manch ein Firmenchef kann sich derzeit nämlich kaum vor Aufträgen retten. Nur das fehlende Personal macht den Fliesenlegern, Zimmerern oder Metallbauern einen Strich durch die Rechnung. Mitunter werden, wie bei manchen Fachärzten auch, nur noch Stammkunden versorgt. Wer Neukunde ist, braucht viel Geduld, um zwischen Nürnberg und Bamberg einen Handwerker zu finden, der Zeit hat. Monatelange Wartezeiten sind keine Seltenheit.

Etwas Entlastung bringen künftig die 46 jungen Männer und Frauen, die ihre dreijährige Ausbildung nun erfolgreich bestanden haben. Acht schnitten mit der Note sehr gut oder gut ab. Sie wurden von Kreishandwerksmeister Werner Oppel besonders mit einer Prämie von der Ludwig und Therese Betz-Stiftung ausgezeichnet. Zu den bevorzugten Ausbildungsberufen gehören auf weiblicher Seite Friseurinnen, auf männlicher Seite die Kfz-Mechatroniker. Auch die Fliesen- und Parkettleger erleben einen gewissen Aufschwung. Wohl weil im vergangenen Jahr die Meister-Pflicht wiedereingeführt worden ist. Um sich selbständig zu machen, braucht es nun wieder den sogenannten „großen Befähigungsnachweis“. Inzwischen sind unter den 422 Azubis aus 57 Berufen in 233 Handwerks-Betrieben Auszubildende aus 23 Ländern. „Andere reden von Integration, das Handwerk handelt“, so Kreishandwerksmeister Werner Oppel. Nur die gesunkene Anzahl neuer Ausbildungsverträge verursacht bei den Innungs-Obermeistern einige Bauchschmerzen. „Waren es im Vorjahr noch 149 neue Verträge, sind es in diesem Jahr gerade einmal 126“, so Kreishandwerksmeister Werner Oppel, selbst SHK-Obermeister (Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik).

Auch in der Kreishandwerkerschaft gibt es Veränderungen. So sprach zum ersten Mal seit 20 Jahren nicht mehr Werner Oppel in seiner unnachahmlichen Weise zu den Jung-Handwerkern, den Ausbildern und Eltern, sondern dessen Stellvertreter Christian Jaklin aus Forchheim. In seiner Festrede brach er eine Lanze für das duale Ausbildungssystem, das die dreijährige Ausbildung mit einer Hochschul- und Fachhochschul-Reife gleichsetze. „Ich spreche da vom Handwerks-Abitur“. Dadurch stünden jungen Menschen alle Wege offen. Entweder im erlernten Beruf arbeiten, den Meister anstreben und eine eigene Firma gründen oder gar ein Studium ins Auge fassen. Dort könnten einige der Jung-Handwerker dann wieder auf Christian Jaklin treffen. Der ist nämlich nebenbei auch noch Lehrbeauftragter im Bereich Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Nürnberg.

Die Forchheimer Freisprechung dient immer auch der Preisverleihung für den Schreiner-Wettbewerb „Die Gute Form“. Der Gestaltungswettbewerb "Die Gute Form" zeichnet exzellent gestaltete Gesellenstücke im Tischler- und Schreinerhandwerk aus. Ehrenobermeister der Forchheimer Schreiner-Innung Hermann Hölzlein übernahm die Preisverleihung. Für einen modernen Phonoschrank wurde Stephan Malcher aus Igensdorf mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Laura Ziereis aus Waischenfeld belegte mit einem Säulenschrank den zweiten Platz. Beide wurden im Betrieb des Obermeisters Johannes Lange, bei der Hannes Lange GmbH & Co. KG in Ebermannstadt ausgebildet. Der Erstplatzierte Stephan Malcher darf sich nun auf Landes-, und schließlich auf Bundesebene mit seinem formgebenden Gesellenstück den Mitstreitern stellen. Sichtlich stolz war der Innungs-Obermeister folglich auch. „Ich freue mich, dass ich so gute Leute habe. Sie werden ihren Weg machen“. Mit einem Sekretär erzielte die Bambergerin Greta Howind, die bei der Schreinerei HoKu in Forchheim ihre Ausbildung absolvierte, den dritten Platz. Simeon Spiegel aus Gräfenberg, Auszubildender bei der Schreinerei Leibinger in Egloffstein, erhielt für sein klassisches Hängeschränkchen eine Belobigung. Siehe auch Homepage Schreiner-Innung Forchheim

Mit der Nationalhymne wurde die Freisprechungsfeier offiziell beendet. Den musikalischen Rahmen lieferte die Band „Privileged“.

Text: GF Patricia Leistner